Ist die Sitcom das Opernformat von heute? Die Ouvertüre heißt jetzt Vorspann, die Themen sind die gleichen und es darf auch wieder gelacht werden. Grund genug, die Oper „Minibar“ als Online-Serie zu produzieren und ein On-Demand-Format zwischen den Genres Sitcom und Oper zu schaffen. Klassischen Opernstoff – Liebe, Geldnot, Alltagsdramen – bringen wir bequem als Tinder-Arie in Dein Wohnzimmer.

Neun Musiker und sieben Sänger der akademie der jungen norddeutschen philharmonie feilen am Opernformat: Die Sitcom-Opera findet nicht nur den Weg auf die Bühne, sie wird im Herzen Mecklenburg-Vorpommerns in 21 Episoden digital produziert – ab Herbst online Verfügbar!

Dirigent: Miguel Pérez Iñesta
Komposition: Sven Daigger
Regie: Theresa von Halle
Dramaturgie: Lynn Musiol
Libretto: Änne-Marthe Kühn
Videograph: Stephan Böhme
Kostüme: Julia Misiorny
Ensemble der akademie der jungen norddeutschen philharmonie

Ermöglicht durch die NORDMETALL-Stiftung. Gefördert durch die Filmförderung Mecklenburg-Vorpommern.

Mit freundlicher Unterstützung der Jungen Oper Rhein-Main.

NDR Kultur | 07.06.2017

Wenn Oper zur Sitcom wird
von Matthias Schümann
… Auf der kleinen Bühne im „Ursprung“ in Rostock haben an runden Tischen drei Paare platzgenommen. Die jungen Leute beäugen sich freundlich bis misstrauisch, bis dem Zuschauer klar wird: Wir sind Zeugen eines kollektiven Datings. Eine Frauenfigur namens Sie, gespielt von der Sopranistin Sarah Kollé, starrt angestrengt auf ihr Mobiltelefon und fängt an zu singen.
Tindergarden heißt diese Episode der Sitcom-Oper namens MiniBar, in Anlehnung an das Internet-Dating-Portal Tinder. Die Musik stammt von dem Komponisten Sven Daigger, der an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock studierte. In 21 meist sehr kurzen Episoden entwirft Daigger ein Szenario aus Liebe, Schmerz und den Mühen des Kennenlernens. Alles verpackt in das neue Genre der Sitcom-Opera…

Vorkenntnisse brauchen die Zuschauer nicht, einrichten sollten sie sich aber auf neue Musik mit teils ungewöhnlicher Instrumentierung. So gehören Akkordeon und Saxophon zum Kammerorchester dazu. Die einzelnen Storys sind dafür umso leichter zugänglich. An der Bar der Kleinkunstbühne „Ursprung“ stehen unterdessen Regisseurin Theresa von Halle und Benjamin Hewat-Craw, der den geheimnisvollen Barkeeper spielt. Theresa von Halle ist Regisseurin für Musiktheater. An klassischen Opern hat sie schon gearbeitet. Die Sitcom aber, stellt sie fest, funktioniert doch ein wenig anders: „Was ganz toll ist, ist dass durch die Musik ganz viel entsteht. In der Musik, gerade auch im Orchester, entstehen die farbigsten Momente der Figuren – gar nicht unbedingt in dem Text. Und das war unser Anliegen: aus dieser Musik zu schöpfen und diese Bilder und Orte zu suchen.“

Damit die Sitcom-Opera gerade auch beim jüngeren Publikum ankommt, wird sie nicht nur live auf der Bühne aufgeführt, sondern sie wird gefilmt und ab Herbst in der Manier der bekannten Streamingsdienste ins Internet gestellt.